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Visualisierung des Klangs – Vortrag Matteo Nanni
Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung „Kulturen des Klangs“
Als Zeitkunst hat Musik angeblich kaum etwas mit visuellen Kategorien gemeinsam: ihre Unsichtbarkeit gründet auf der
flüchtigen Immaterialität des Klanges. Kulturgeschichtlich gehören jedoch zum Umgang mit Klängen auch Strategien der Visualisierung. Man könnte sagen, dass die Kulturtechnik des Schreibens bzw. des Notierens eng mit den Kulturen des Klanges verbunden sind.
In diesem Vortrag soll über die Prämissen und die Grundprinzipien der Visualisierung von Klang nachgedacht werden und dabei soll auf die Figur des Tertium Comparationis zwischen Hören und Sehen, zwischen Klang und Schrift Rekurs genommen
werden. Zunächst wird am Beispiel von „hoch“ und „tief“ erläutert, wie Tonhöhen durch visuelle Zuordnungen differenziert und lesbar gemacht werden. Darauf folgt eine Betrachtung der Darstellung von Zeitlichkeit von musikalischen Diagrammen. Das im Rahmen dieses Vortrags näher erläuterte Dispositiv des Diagrammatischen ist eine Grundbedingung für die Visualisierung und die Lesbarmachung von Klang und eröffnet sowohl in Hinblick auf Schreiben als auch auf Lesen neue Perspektiven auf die Organisation musikalischer Information. Schließlich soll die visuelle Logik der modernen Notenschrift kritisch erläutert werden um abschließend den Blick auf die Beziehung zwischen Klang und Form zu richten und der Frage nachzugehen, wie Visualisierung unsere Wahrnehmung und unser Verständnis von Musik prägt.
Kurzbiografie
Matteo Nanni ist Professor am Institut für historische Musikwissenschaft der Universität Hamburg. Er promovierte in Freiburg i. B. zu Luigi Nono und Theodor W. Adorno und habilitierte sich mit einer Arbeit zur Musik und Musiktheorie des italienischen Spätmittelalters.
Nach einer Assistenz-Professur in Basel, wo er Co-Leiter der Forschungsmodule Notation und Schriftzug und Musik – Geste – Bild, beim NFS-Bildkritik war, wurde er 2015 Professor für an der Universität Gießen. Er war am Verbundprojekt „Writing Music“ (Innsbruck, Wien und Basel) tätig und ist jetzt Mitglied im Cluster of Excellence „Understanding Written Artefacts“
als Sprecher des Forschungsfeldes „Archiving Artefacts“ und leitet das Projekt „Archiving Colonialism. The Collections of Musical Manuscripts form Peru“.
